Männergesundheitsberichte
Da bis zum Jahr 2009 die Bundesregierung in ihren unterschiedlichen Parteikonstellationen die Erarbeitung und Herausgabe eines Männergesundheitsberichts ablehnte, fanden sich die Stiftung Männergesundheit und die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. zusammen und beschlossen, einen regierungsunabhängigen Männergesundheitsbericht zu erarbeiten. Federführend für die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V. war der Vorsitzende des DIEG, Dr. Matthias Stiehler.
Im Jahr 2010 wurde der Erste Deutsche Männergesundheitsbericht herausgegeben.
2013 folgte dann der Zweite Deutsche Männergesundheitsbericht, den die Stiftung Männergesundheit initiierte. Mitherausgeber war wiederum Dr. Matthias Stiehler.
Seit 2010 arbeitete die Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) im Auftrag der Bundesregierung ebenfalls an einem Männergesundheitsbericht, der jedoch erst Ende 2014 herausgegeben wurden. ( “Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland”)
2017 erschien dann der Dritte Deutsche Männergesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit mit dem Schwerpunkt “Sexualität von Männern”.
Beim 2020 herausgegebenen Vierten Deutschen Männergesundheitsbericht der Stiftung Männergesundheit wird der Übergang von Männern in die Rente thematisiert. Mitherausgeber war wiederum Dr. Matthias Stiehler.
Vorgeschichte des Ersten Deutschen Männergesundheitsbericht:
Im Oktober 2001 startete eine Initiative für einen bundesdeutschen Männergesundheitsbericht. Initiator waren Dr. Matthias Stiehler (DIEG) und Prof. Dr. Klaus Hurrelmann (Universität Bielefeld). Es wurden etwa 90 Männerinitiativen, Institutionen und Wissenschaftler angesprochen, von denen etwa zwei Drittel antworteten und sich für einen Männergesundheitsbericht aussprachen. 52 Männer erklärten sich bereit, einen solchen Bericht aktiv zu unterstützen. Diese Gruppe bildete den Initiativkreis “Männergesundheitsbericht”, der von den beiden Initiatoren und Prof. Dr. Theodor Klotz (Klinikum Weiden) koordiniert wurde.
Am 8. März 2002 fand in Bielefeld ein Workshop statt, auf dem neben inhaltlichen Diskussionen die weitere Vorgehensweise besprochen wurde. Als zentraler Schritt sollte ein Brief an die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (für “Gender Mainstreaming” in der Bundesrepublik verantwortlich) geschickt werden, in dem die Ausschreibung eines Männergesundheitsberichtes angeregt wird. Dieser Brief wurde am 2. April 2002 abgesandt.
Seit dieser Zeit gab es eine Reihe von Schriftwechseln zwischen dem Initiativkreis und der Politik. Nachzulesen sind diese Briefe in der Übersicht weiter unten auf dieser Seite. Die Resonanz im politischen Bereich war insgesamt ablehnend. Die politischen Entscheidungsträger waren lange nicht bereit, die spezifisch männliche Gesundheitsproblematik in der notwendigen Weise zu akzeptieren und zu unterstützen. Eine geschlechterdifferenzierte Gesundheitsberichterstattung, wie sie vom Bundesgesundheitsministerium gewollt und propagiert wurde, konnte jedoch so lange nicht wirklich umgesetzt werden, bis die spezifischen Problemlagen beider Geschlechter angemessen erkannt und thematisiert werden. Dazu war die Politik zunächst nicht bereit, zumal unter Genderpolitik in Deutschland lange Zeit fast ausschließlich Frauenpolitik verstanden wurde.
Nach der Ablehnung eines Männergesundheitsberichts durch die Bundesregierung war es wichtig, dass das zentrale Anliegen unserer Initiative – Männergesundheit zu einem gesellschaftlich wichtigen Thema zu machen – durch weitere Schritte weiter voranzutreiben. In vielfältigen Initiativen, in Projekten, Lehre, Wissenschaft und Öffentlichkeitsarbeit wurde in den folgenden Jahren Männergesundheit in der Gesellschaft thematisiert (siehe).
Neben der inhaltlichen Arbeit gab es Bestrebungen, die unterschiedlichen Aktivitäten auf dem Gebiet der Männergesundheit stärker als zuvor zu vernetzen und somit politisch wirksamer zu machen. Es wurde 2005 die “Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit e.V.” ( DGMG) gegründet. Gründungsmitglied war u.a. der Vorsitzende des DIEG, Dr. Matthias Stiehler, der zugleich “Vorstandsmitglied für Soziales und Politik” wurde (bis 2015). Er war auch Gründungsmitglied des eher sozialwissenschaftlich orientierten Netzwerk Männergesundheit, das ebenso 2006 gegründet wurde wie die Stiftung Männergesundheit.
2007 forderte der Vorstand der DGMG in einem offenen Brief die Bundesgesundheitsministerin erneut auf, einen “Männergesundheitsbericht für Deutschland” in Auftrag zu geben. Mit diesem Brief wurde ein inhaltlicher Aufbau und ein Finanzierungskonzept vorgelegt, das etwa einem Zehntel der Kosten des 2001 herausgegebenen Frauengesundheitsberichts entsprach. Beides wurde von Dr. Matthias Stiehler erarbeitet. Die weiterhin bestehende Ablehnung (mit den gleichen Argumenten wie fünf Jahre zuvor) sowie die Antwort der DGMG auf die Antwort können Sie auf dieser Seite weiter unten lesen. Die auf diese Antwort folgende erneute Antwort des Bundesgesundheitsministeriums vom 19.6.2008 war insofern neu, da das Ministerium nun deutliche Defizite im Bereich Männergesundheit zugestand. Aber auch diese Einsicht führte zunächst zu keiner Änderung der ablehnenden Haltung.
Daraufhin verständigten sich im Jahr 2009 die Stiftung Männergesundheit und die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit, einen eigenen, regierungsunabhängigen Männergesundheitsbericht anzufertigen. Anfang 2010 fand dazu ein erstes Treffen mit ausgewiesenen Fachwissenschaftlern statt, die sich zur zumeist honorarfreien Mitarbeit bereit erklärten. Noch wärend der Erarbeitung des Ersten Deutschen Männergesundheitsberichts kamen aus dem Bundesgesundheitsministerium und aus dem Robert Koch Institut Informationen, dass nun auch ein Männergesundheitsbericht durch die Gesundheitsberichterstattung des Bundes erarbeitet werden sollte. Die bei zwei Treffen vorgestellte inhaltliche Gliederung lehnte sich dabei deutlich an die von Dr. Matthias Stiehler erarbeitete und im offenen Brief an das Bundesgesundheitsministerium vom November 2007 dargestellte an.
Im Oktober 2010 wurde der “Erste Deutsche Männergesundheitsbericht” von der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit herausgegeben. Das Medienecho war überwältigend.
Da sich die Herausgabe des Berichts der Bundesregierung trotz mehrfacher Ankündigung immer wieder verzögerte, entschloss sich die Stiftung Männergesundheit in Zusammenarbeit mit Dr. Matthias Stiehler (DGMG), einen zweiten Männergesundheitsbericht zu erarbeiten, der psychische Erkrankungen von Männern fokussiert. Der “Männergesundheitsbericht 2013. Im Fokus: Psychische Gesundheit” erschien im April 2013.
Seit Anfang 2013 führen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Robert Koch Institut Männergesundheitstagungen durch, auf denen auch erste Ergebnisse des Männergesundheitsberichts der Gesundheitsberichtserstattung des Bundes vorgestellt wurden. Am 16. Dezember 2014 erschien dann endlich der Bericht “Gesundheitliche Lage der Männer in Deutschland” und somit der erste Männergesundheitsbericht der Bundesregierung. Damit wurde das Anliegen der mehr als dreizehn Jahre zuvor gegründeten “Intitiative für einen bundesdeutschen Männergesundheitsbericht” zu einem positiven Abschluss gebracht. Männergesundheit wurde stärker im Bewusstsein der Gesellschaft verankert und die Politik für deren Anliegen geöffnet. Diese positive Entwicklung wird sich fortsetzen.